3. Tag
Heute stand eine Stadtrundfahrt durch Jakarta auf dem Programm. Die Stadt ist seit dem 17.08.2024, dem indonesischen Nationalfeiertag, nicht mehr Hauptstadt aber weiterhin Finanz- und Wirtschaftsmetropole Indonesiens. Aufgrund des steigenden Wasserspiegels und der Überbevölkerung hat die Regierung sich entschieden, die Hauptstadt in Nusantara auf Borneo neu zu planen und anzusiedeln. Jakarta ist mit 11,5 Mio. Einwohner mit Abstand die größte Stadt des Landes.
Wir waren gespannt, was uns erwartete. Unser erster Stopp war „Monas“ (Monumen Nasional = Nationaldenkmal), das am Merdeka-Platz liegt. Die Flamme an der Spitze des 132 m hohen Turmes ist 5 m hoch und mit 35 kg Blattgold überzogen. Da hier in wenigen Tagen eine riesige Militärparade stattfinden sollte, war der Platz rund um das Monument für Zivilisten gesperrt. Unzählige Panzer und Militärfahrzeuge parkten auf den Zufahrtsstraßen. Ca. 100.000 Soldaten probten gerade für den großen Tag. Die Einheiten marschierten in Formationen und mit Militärmusik vor dem Monument auf und ab, was bei unserer Reisegruppe gemischte Gefühle auslöste.
Ca. 15 Minuten beobachteten wir das Militärspektakel, dann machten wir uns mit dem Bus, vorbei am schneeweißen Präsidentenpalast, auf zum „Lapangan Banteng“. An diesem Platz befindet sich die katholische Kathedrale der Stadt, die 1901 im neogotischen Stil erbaut wurde. Die beiden Türme sind 77 m hoch. Wir besichtigten die recht dunkle Kirche, die auch in einer europäischen Metropole stehen könnte. Vor ca. drei Wochen erst hatte Papst Franziskus in der Kathedrale eine Messe gelesen, woran mit einigen Schautafeln erinnert wurden.
Gegenüber liegt die Istiqlal-Moschee aus weißem Marmor, die zweitgrößte Moschee Südostasiens, die 60.000 Gläubigen Platz bietet. Zusammen mit dem Gebetshof passen sogar 200.000 Personen hinein. Im Rahmen einer englischsprachigen Führung lernten wir die Moschee näher kennen. Dabei erfuhren wir auch, dass 88% der Indonesier Moslems sind und der Staat mit 191 Mio. Gläubigen derjenige mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit ist. In Indonesien legt man Wert auf das friedliche Miteinander der Religionen.
Moscheen, buddhistische und hinduistische Tempel und Kirchen geben jedem die Möglichkeit, seinen Glauben zu leben. So war auch mein täglicher Eindruck. Ich trage gerne Shorts und das war in diesem Land kein Problem. Wie hier in der Moschee so gab es auch in den Tempeln, die wir besucht haben, gereinigte Gebetsmäntel oder Sarongs für Damen und Herren, sobald unsere Knie nicht bedeckt waren. Die Schuhe mussten ausgezogen werden und wurden in einem kleinen Beutel verstaut, den man mitnehmen konnte. Alles sehr sauber und entspannt, dass hatte ich in Abu Dhabi, Delhi oder Bangkok schon ganz anders erlebt. Weiter ging die Stadtrundfahrt mit dem Bus nach Kota Tua, Jakartas Altstadt, die von der mehr als dreihundertjähriger holländischer Besatzung geprägter ist.
Damals hieß die Stadt „Batavia“. Die koloniale Atmosphäre am alten Kanal und rund um den „Taman Fatahillah“, den alten Rathausplatz, gefiel mir sehr gut. Teils waren die Häuser der holländischen Kaufleute renoviert, teils leider dem Verfall preisgegeben. Als erstes besichtigen wir im 1710 erbauten „Stadthuis“ das Jakarta History Museum mit interessanten Einblicken zur Stadtgeschichte. Im 15. Jahrhundert Sitz eines Hindu-Königreiches, wurde die Stadt danach zunächst von den Portugiesen kontrolliert, bevor die Holländer übernahmen, zwischenzeitlich unzählige Chinesen einwanderten, und die Japaner im 2. Weltkrieg Jakarta besetzen. Am 17.08.1945 wurde die Republik Indonesien mit ihren über 17.500 Inseln, wovon ca. 6.000 bewohnt sind, unabhängig. Vor dem Museum erwarteten uns hunderte fröhliche und sehr höfliche indonesische Schülerinnen und Schüler, die alle begeistert waren, unsere Reisegruppe zu sehen, und unseren Besuch unbedingt auf ihrem Handy festhalten mussten.
Zurück auf dem ehemaligen Rathausplatz ergaben die knallbunten Fahrräder, mit denen man auf dem Platz eine Runde drehen konnte, ein schönes Fotomotiv. Nach einem Blick auf die bronzene portugiesische Kanone „Si Japur“ von 1641, einem Wahrzeichen Jakartas, das Fruchtbarkeit verspricht, gingen wir zurück zum Bus. Wir verließen die Stadt und fuhren nach Bandung, der Sommerfrische der Großstädter auf 700 m Höhe. Hier war es nicht ganz so heiß. Zunächst begrüßte uns die Stadt mit Regen, der aber nach Bezug der Hotelzimmer aufgehört hatte. Die Hauptstadt der Provinz West-Java wird mit ihren vielen Art Déco-Gebäuden das „Paris von Java“ genannt, was ich recht übertrieben finde.
Wir sahen uns die hübschen Häuser entlang der „Jelang Asia Afrika“ an. Die Straße ist nach der gleichnamigen Konferenz der blockfreien Staaten, die 1955 hier stattfand, benannt. Anschließend schlenderten wir die von Restaurants und Cafés gesäumte „Jalan Braga“ entlang und aßen im historischen „Maison Bogerijen“ von 1923 zu Abend. Hier und in fast allen Lokalen wurde Livemusik gespielt, so auch vor unserem Hotel. Bei einem kühlen Getränk lauschten wir noch ein wenig der Band. In Indonesien ist es aufgrund der Äquatornähe immer schon gegen 18 Uhr dunkel. Dieses sowie die drückende Hitze, die lange Busfahrt und der Jetlag ließen uns dann aber doch zeitig ins Bett gehen.