8. Tag
Endlich - Mein großer Tag! Mein großer Traum, den ich mir immer gewünscht habe, soll heute in Erfüllung gehen.
Am frühen Morgen fahren wir alle los zur Rangerstation, wo wir auf Englisch eine ausführliche Einweisung bekommen. Wir bekamen noch einen großen Wanderstock und Handschuhe. Unsere Jeepgruppe von 7 Personen bleibt zusammen. Im Bwindi-Nationalpark gibt es etwa 40 Gorilla-Gruppen, wovon 11 Gruppen an Menschen gewöhnt sind und davon 10 für einen Besuch von Touristen in Frage kommen. Am Vorabend oder am ganz frühen Morgen wurden bereits die Gorillas von den erfahrenen Rangern entdeckt. Unsere Gorillagruppe heißt Kyaguriro. Wir sind die einzigen 7, die am heutigen Tag diese Gruppe sehen dürfen. Unsere Gruppe startet auf einer Höhe von 2.350 m.
Wir haben auch jeder noch einen Träger für unseren Rucksack, der uns hilft, wenn man das ein oder andere Hindernis überwinden muss. Und natürlich auch noch die Ranger mit Gewähr, falls uns die Gorillas zu nahekommen. Das Gewähr dient aber lediglich zur Abschreckung, und eigentlich auch nicht wegen der Gorillas, sondern wegen der hier auch lebenden Waldelefanten. Wir stehen alle 7 an einer Klippe vor einem Abhang, ca. 45 Grad steil nach unten, da sagt der Ranger: „Und da müssen wir jetzt runter.“ Mir war schon klar, dass die Gorillas nicht an der Straße auf uns warten, aber dieser Abhang, da war ich doch kurz vorm Herzstillstand.
Schritt für Schritt gingen wir nun den steilen Abhang hinunter, ich immer an der Hand meines Helfers. Kam mir schon etwas komisch vor. Mein Mann war tapfer und kam alleine klar. Teilweise hat man sich auch mit dem Wanderschuh in den Lianen verfangen und man musste sich freikämpfen. Nach 0,5 km und 71 Höhenmetern raschelte es mächtig in den Bäumen und Büschen. Der Silberrücken war kurz vor uns, dann eine seiner Frauen und zwei Kinder, die sich an einer Liane hoch hangelten. Was für ein Erlebnis. Jeder aus unserem Jeep hatte Tränen vor Freude in den Augen.
Welch krasser emotionaler Moment. Wir durften in halber Sitz- und Kauerposition nun 1 Stunde diese wundervollen Tiere beobachten. Die waren einfach so nah, obwohl wir ja eigentlich 7 m entfernt sein sollten, waren wir gefühlt nur 1,5 m entfernt. Alle trugen natürlich auch eine Maske zum Schutz der Tiere vor Krankheiten. Das kann man leider nicht beschreiben, wie schön das war. Die Stunde verflog wie im Fluge und wir mussten nun den Rückweg wieder antreten. Die 45 Grad wieder hoch, welch krasse Anstrengung.
Oben angekommen wartete schon der Chef Ranger mit unseren Zertifikaten und beglückwünschte uns. Ich verstand so viel, dass er sagte: Er ist stolz, dass alle das geschafft haben, trotz dieser Anstrengungen. Voller Adrenalin ging es zurück zur Lodge, wo wir den Vormittag erstmal alle sacken lassen mussten. Jeder erzählte in der Runde seinen schönsten Moment. Das kann man leider nicht in Worte fassen. Das muss man persönlich erlebt haben.