5. Tag
Jetzt haben wir drei Tage intensiver Sri Lanka Erfahrung hinter uns und es kommt uns vor, als wären wir schon ewig hier. Auch die überschaubare Reisegruppe mit 10 Teilnehmern kennt einander durch die gemeinsam verbrachten Abenteuer bereits bestens.
Sri Lanka hat so viel zu bieten, dass heute schon wieder ein Höhepunkt auf dem Programm steht: Der berühmte Löwenfelsen von Sigiriya, auf dem die Reste des Königspalastes von König Kashyapa aus dem 5. Jahrhundert stehen. Er hatte sich hier vor der Rache seines Bruders schützen wollen, nachdem er die Herrschaft des gemeinsamen Vaters durch dessen Ermordung beendet hatte. Einen exponierteren und unerreichbareren Ort hätte er in der Tat nicht finden können.
Um 7.30 Uhr hat sich der Teil der Gruppe in den Bus begeben, der sich zutraut, in der tropischen Schwüle die 1.200 Stufen auf den riesigen Felsen zu erklimmen. Es ist absolut sinnvoll früh aufzubrechen, um den anschwellenden Besucherströmen und der rasch steigenden Temperatur zuvorzukommen. Es ist in dieser Saison auch so, dass die Wolken sich im Verlauf des Tages immer höher auftürmen und die Unwetterwahrscheinlichkeit stetig wächst. Schon von weitem ist der Anblick des 200 m hohen, völlig allein stehenden Felsens mit seinen senkrechten Wänden, sehr beeindruckend. Der Aufstieg ist erwartungsgemäß extrem schweißtreibend, macht aber Spaß, da er sehr abwechslungsreich ist und ständig neue Blicke bietet. Das endlose Panorama vom Plateau ist auch sensationell. Tropischer Wald, Seen, Reisfelder und in der Ferne die Berge sind rundum zu bewundern. Beim Abstieg kommen uns immer mehr Menschen entgegen. In Summe sind es aber nicht wirklich viele.
Die Tourismusbranche wurde von den Terroranschlägen an Ostern mit 250 Todesopfern sehr hart getroffen. Man merkt das an allen Sehenswürdigkeiten und der geringen Auslastung der Hotels. In den Monaten nach den Anschlägen ging die Zahl der Besucher um 70% zurück, jetzt fehlen immer noch ca. 20%. Viele Sri Lanker haben ihre Arbeit verloren. Auch unser Reiseleiter hat eine Durststrecke hinter sich. Es ist ein Jammer, denn Sri Lanka ist ein sicheres Land.
Am Nachmittag begeben wir uns zu Fuß und mit dem Ruderboot in ein Dorf, wo uns ein paar Aspekte der traditionellen Verarbeitung und Nutzung von Reis und Kokospalme demonstriert werden. Es ist interessant, wie umfassend die Produkte und Bestandteile der Kokospalme verwertet werden und es ist schön, den Leuten dabei zuzusehen, wie sie mit Stolz und Leidenschaft ihr Können präsentieren. Es gibt dann noch ein traditionelles Buffet in einer Lehmhütte. Reis mit diversen Curry Varianten vom Bananenblatt. Lecker!
Die Programmpunkte, die uns Land und Leute näher bringen, finde ich persönlich ganz besonders wertvoll. Unser Reiseleiter fragt, ob jemand Interesse an einer traditionellen Ayurveda Massage hätte und fast alle bejahen das. Wir begeben uns also in eine nahe gelegene Einrichtung, die darauf spezialisiert ist, lassen uns eine Stunde mit Öl massieren und begeben uns dann in ein Kräuterdampfbad. Meine Frau und ich fanden das großartig, während andere Gruppenmitglieder mehr erwartet hatten. Möglicherweise liegt es daran, dass diejenigen Erfahrung mit Ayurveda in Deutschland gemacht hatten, wo viel mehr exotische Athmosphäre erzeugt wird als hier (Buddhas, Klangschalen, Räucherstäbchen, sphärische Musik ...).
Während ich den Bericht für heute beschließe, um zum Abendessen zu gehen, ergießt sich ein gewaltiger tropischer Wolkenbruch über die Region. Das kann hier um diese Jahreszeit täglich vorkommen. Den Schirm haben wir immer dabei.